Rodolfo Romero: Die andere Seite des Brandy

18 May 2018
Die Welt der Fälschungen ist bei Auktionen und Luxuswaren keine Seltenheit. Sie ist in der Kunstwelt tief verwurzelt, doch es ist eine immer stärker wachsende Tendenz bei der Fälschung von Wein- und Spirituosenflaschen erkennbar. In diesem Artikel werden einige der verheerendsten Daten und Fälle der letzten Jahre betrachtet.

Der Fall von Rodolfo Romero ist außergewöhnlich, doch leider nichts Neues. Jahr für Jahr sieht man neue Nachahmer, die mit Hilfe von ausgefeilten Techniken versuchen, aus falschen Flaschen neue zu schaffen. Diese Techniken erschweren es enorm, zu erkennen, welche Flasche echt ist und welche nicht.

Ein Beispiel dafür ist die berühmte, groß angelegte Fälschung von Rudy Kurniawan. Rudy, der sich nach dem Protagonisten bei der Fälschung der Flasche des Brandys von Napoleon benannte - vielleicht, um diese Person zu ehren -, hatte ein klares Ziel vor sich. Er wollte gefälschte Flaschen für den Preis sehr bekannter Jahrgänge von französischem Wein verkaufen, um später von dem eingenommenen Geld die Originale zu kaufen. 

Rudy Kurniawan
Rudy Kurniawan

Es geht immer nur ums Geschäft, nicht wahr? 

Allerdings ging sein Plan nicht ganz auf.

Seine Habgier führte dazu, dass er Flaschen aus Jahrgängen erzeugte, die nie produziert wurden - er verkaufte Weine, die Jahre vor der Gründung des Weinguts produziert wurden -, oder mehr Flaschen zu verkaufen, als in diesem Jahr produziert wurden.

Das zog selbstverständlich die Aufmerksamkeit der Behörden auf sich, die daraufhin sein Haus durchsuchten. Die Polizei wurde überrascht, als sie gefälschte Flaschen, Korken und Etiketten in seinem „Labor“ fanden, das aus nichts weiter als seiner Küche bestand!

Am Ende seiner kriminellen Karriere hatte Rudy Kurniawan 2,5 Millionen Euro mit gefälschten Burgunderweinen vereinnahmt. Er wurde zu einer Gefängnisstrafe von 10 Jahren, einer Entschädigung über 28 Millionen Euro an die betroffenen Personen und der Versteigerung seiner privaten Sammlung von 5000 Weinflaschen verurteilt. Diese bestand jedoch wirklich aus Originalen.

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Das wachsende Geschäft in China

Es ist weit bekannt, dass in China alles in Massen produziert wird, und wie zu erwarten ist der Wein dabei keine Ausnahme.

2013 wurden bereits über 40.000 gefälschte Weinflaschen mit einem Marktwert von mehr als 36 Millionen Euro konfisziert. Und nach den letzten Hochrechnungen wird geschätzt, dass 40 Prozent des in China verkauften Weins gefälscht sind.

Doch wie wird der Inhalt einer Flasche ausgetauscht, die bei Auktionen einen Wert von tausenden Euro hat? Es werden hauptsächlich zwei Techniken angewendet.

Die erste basiert auf der Verwendung von Fasswein. 36 Prozent des in China verkauften Fassweins stammen aus Spanien, weshalb man davon ausgehen kann, dass ein Großteil der mit dieser Technik gefälschten Weinflaschen spanischen Wein enthält.

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Die am zweithäufigsten angewandte Technik ist, die Flaschen mit Jahrgängen des gleichen Weins zu füllen, jedoch aus weniger besonderen und deshalb auch erschwinglicheren Jahrgängen. Diese letzte Technik macht es fast unmöglich, einen echten Wein von einem gefälschten zu unterscheiden, ohne in diesem Bereich Experte zu sein.

Diese Fälschungsindustrie hat sich sogar so weit entwickelt, dass die chinesischen Behörden ein raffiniertes Verfahren zum Aufspüren der ausgetauschten Flaschen entwickelt haben, bei dem diese nicht geöffnet werden müssen.

Sie verwenden einen Lichtstrahl. 

Diese Technik beruht darauf, dass ein Lichtstrahl über die Flasche gleitet, der anhand einer Serie von Daten und spezifischen Metriken das Ergebnis ausgibt und die Originalität der Flasche beweist - oder eben nicht.

Es sei an dieser Stelle nicht zu vergessen, dass Weine von bekannten Jahrgängen als physische Geldanlagen verwendet werden. Sie werden erworben und gelagert, um dann weiterverkauft zu werden, wenn ihr Preis steigt. Deshalb werden die Flaschen nur selten geöffnet.

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Offensichtlich ist die Welt der Fälschungen eine Industrie, die in allen Ebenen des Sammelmarktes auftritt. Nichtsdestotrotz ist es im Fall des Weins aufgrund der hohen Komplexität besonders schwierig, zu erkennen, ob es sich um ein Original handelt oder nicht, ohne den Inhalt zu überprüfen.

Aus diesem Grund werden bei dem bekannten Auktionshaus Christie's die Mitarbeiter der Weinabteilung direkt an Weingüter und/oder Privatpersonen geschickt, die Teile ihrer Kostbarkeiten zum Verkauf anbieten. So kann man sicherstellen, dass der Wein sich in einem guten, versteigerbaren Zustand befindet, und seine Herkunft überprüfen.

Am Ende des Tages steht ja auch das Ansehen auf dem Spiel.

Noch bestehen Zweifel daran, ob unser Protagonist Rodolfo Romero für die Fälschung der Cardenal Mendoza-Brandyflasche von Napoleon verantwortlich war oder nicht. Es ist jedoch offensichtlich, dass dies nicht der einzige - und bestimmt auch nicht der letzte - Fall einer Fälschung ist, der in dieser Industrie aufgetreten ist. 

War Rudy schuldig oder unschuldig? Das ist die Frage, auf die alle die Antwort suchen.

Wenn du mehr über „Rudy“ wissen möchtest, empfehlen wir dir diesen Post, in dem die Schlüssel zu seiner Laufbahn und zu seiner Persönlichkeit enthüllt werden. Es bleibt ein ungelöstes Rätsel.