Füll dein Glas in der Kellerei Romate

05 January 2018
von Tim Ginty
Tim Ginty ist freiberuflicher Autor und Englischlehrer in Jerez de la Frontera, Andalusien. Sein Blog, "Lives and Times", ist eine Fusion von Texten über Wein, Reisen, Geschichte und Gesellschaft.

Jacarandas, Palmen und Orangenbäume säumen die Straßen von Jerez de la Frontera - hier wurde der Sherry geboren aus dem Cardenal Mendoza-Brandy gemacht wird.

Jacarandas, Palmen und Orangenbäume säumen die Straßen von Jerez de la Frontera - hier wurde der Sherry geboren und Cardenal Mendoza-Brandy gemacht wird. Schlendere durch die grüne Calle Porvera mit dem violetten Teppich aus kleinen Jacarandablüten unter deinen Füßen und du wirst schließlich zur Bodega Romate finden, einem regelrechten Kaninchenbau aus Weinkellern, die normalerweise abgeschieden vom Tosen der Stadt liegen hinter ihren weißen Wänden, die mit dem Rosa und Violett der Bougainvillea bekränzt sind.
Im Inneren entfaltet sich der Zauber des Brandys, ein Getränk, das jahrzehntelang in Stille ruht, bevor es in rund fünfzig Länder auf der ganzen Welt verteilt wird.

Wer Romates Brandys schätzen will - Cardenal Mendoza, Carta Real und den NPU - der muss zuerst die zugrundeliegenden Sherrys verstehen. Denn die Brandys erhalten den leicht süßen Duft, der sie dauerhaft begleitet, durch die Reifung in den alten Pedro Ximénez und Oloroso Fässern.

Bodega

 

Doch bevor es in die höhlenartigen Keller geht, bleibt die Pedro Ximénez-Traube in der Sonne liegen und schrumpft wie eine Sultana, wobei sich ihre natürliche Zuckerkonzentration auf auf ein Süße-Niveau à la Taylor Swift erhöht. Zerdrücke diese andalusischen, sonnengetrockneten Trauben und fülle den Saft für fünf Jahre in ein Fass aus amerikanischer Eiche.

Das Endergebnis ist ein zäher, seidig glatter Wein, ideal zum Naschen über Eis und optimal geeignet, um Brandys mit den tieferen Aromen, Geschmäckern und Farben, die Brandy de Jerez einzigartig machen.

Ein ganz besonderes Erlebnis ist es, diese Sherrys und Brandys direkt an ihrer Quelle zu probieren, wenn das ganze Farbspektrum aus dem Fass in dein Glas gegossen wird. Dazu wird eine gebogene Stange benutzt, die auch Venencia genannt wird. Man taucht sie in das Fass und schöpft damit den Brandy heraus, der nun in dein wartendes Glas gegossen wird. Du könntest "Weingießer" sagen, der alte Dichter Omar Khayyam sagte "Veneziador":

Komm, fülle den Becher und im Feuer des Frühlings

Wirf ab dein Wintergewand der Buße:

Der Vogel der Zeit hat nur einen kurzen Weg

Zu fliegen - und auf! Der Vogel breitet seine Flügel aus!

Doch während die Zeit schon davon flattert, verfällt man in den Bodegas Romate nicht in Eile.

Die einzigen Zutaten in Cardenal Mendoza Brandy sind destillierte Airen Trauben und Zeit, viel Zeit. Im Destillationsverfahren werden Kupferkessel verwendet, und das Endprodukt wird in die mit Pedro Ximénez getränkten Fässer gefüllt, wo es mindestens 15 Jahre ruht, bevor es in Flaschen abgefüllt wird. Fünfzehn lange Jahre Infusion, Verdunstung und Konzentration im Solera Reifungs-System. Das bedeutet, dass der Brandy acht verschiedene Crianza-Fässer passiert - die Fässer, in denen sozusagen die Hege und Pflege stattfindet -, bevor er das abschließende Solera-Fass auf Bodenniveau erreicht, aus dem der Brandy abgefüllt wird.

Das Endergebnis dieses mühsamen Prozesses macht die Energie und die Zeit, die dafür benötigt werden, wett: Aus den Fässern wird ein mahagonibrauner, leicht süßer Brandy gegossen, der in Jerez und Jerez einzigartig ist. Ein starkes Getränk, das du beim ersten Kennenlernen mit Vorsicht genießen solltest. Wie bei Whisky empfiehlt sich ein erstes zaghaftes Riechen aus sicherer Entfernung. Dann nimm einen winzigen ersten und zweiten Schluck, damit deine Zunge sich auf den vierzigprozentigen Alkoholgehalt einstellen kann. Erst dann lass ihn großzügiger durch deine Kehle fließen, um die Nuancen zu genießen, die der jahrzehntelangen Reifung entstammen.

Nun wirst du die Aromen von Pflaumen und Rosinen schmecken und den Durchschlag des Alkohols, der durch die anhaltende Süße der Pedro Ximénez Traube aufgeweicht wird. Und schon wirst du wissen wollen, wie der doppelte Carta Real schmeckt, und schließlich wird sich ein Verlangen nach dem Urgroßvater dieser Köstlichkeiten einstellen, dem fünfzig Jahre alten Non Plus Ultra, einem tief-dunkelbraunen Tropfen, der so durch den Pedro gesüßt ist und der durch die lange Reifung so weich geworden ist, dass sein starker fünfundvierzigprozentiger Alkoholgehalt vor den Sinnen verborgen ist, während er sich mit dem Speichel in deinem Mund hin und her bewegt.

Nun wirst du dich nach Jerez sehnen, auch wenn du noch nie dort gewesen bist. Du wirst durch die zitronengeschwängerte Luft unter den rosa-violetten Pastellkaskaden wandeln wollen und dich nach den floralen Wein-Düften sehnen, die aus den riesigen Bodega-Fenstern entlang der Straße wehen. Du wirst dich an die Tapas-Gelage draußen mit Freunden, Familie und Lieben erinnern. All das wird sich mit einem einfachen Schluck Sherry oder einem Glas Brandy vor dir entfalten.

von Tim Ginty https://livesandtimesblog.wordpress.com/

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